Im Ring ist er knallhart, im Alltag ein Mann mit Gefühl: Profiboxer Patrick Korte aus Essen hat am eigenen Leib erfahren, dass das Leben nicht immer nur aus Siegen besteht. Aus Dankbarkeit dafür, dass ihn Niederlagen stark gemacht haben, macht er jungen Menschen Mut, ihren eigenen Weg zu gehen.
Herr Korte, Sie engagieren sich für die Prof. Dr. Eggers-Stiftung, die sich für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche einsetzt. Wie sind Sie auf diese Stiftung aufmerksam geworden?
Die Stiftung ist auf mich zugekommen. Ich habe häufiger ehrenamtlich Boxtraining in einem Jugendzentrum gegeben, in dem auch Kinder von der Stiftung dabei waren. Damals fragte mich der Geschäftsführer der Stiftung, ob ich mir vorstellen könnte, einen Jungen in der Psychiatrie zu betreuen. Ich habe zugesagt und war eineinhalb Jahre in der Kinder- und Jugend Psychiatrie beim Landschaftsverband Rheinland tätig, ehe ich dann auf Wunsch der Stiftung im Sommer 2018 in diese wechselte.
Was können die Jugendlichen von Ihnen lernen?
Ich bin ein Junge von der Straße, ich spreche sozusagen ihre Sprache. Durch meine ruhige Art zeige ich Ihnen, dass man lernen kann zuzuhören. Vielleicht auch, dass man Geduld haben muss mit sich selbst, mit anderen Menschen, mit den Dingen, mit dem Leben allgemein. Ich finde leicht Zugang zu den Jugendlichen und sehe sie mit anderen Augen als Ärzte oder Pädagogen.
Was ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste, was diese Kinder brauchen?
Normalität und Halt. Ich glaube, mein Vorteil ist, dass ich kein Pädagoge bin und alle so normal wie möglich behandele. Warum liegt Ihnen soziales Engagement so am Herzen?Ich weiß, wie es ist, nicht viel zu haben. Ich bin Gott sei Dankgesund und meine Kinder auch. Von daher möchte ich etwas zurückgeben.
Sind Sie gläubig?
Ja sehr, aber auf meine eigene Art und Weise. Ich geh nicht regelmäßig in die Kirche, aber glaube dennoch an Gott. Sie sind selbst Familienvater.
Welche Werte sind Ihnen in der Erziehung Ihrer eigenen Kinder am wichtigsten?
Respekt und Bescheidenheit.
Sie sind im Boxen sehr erfolgreich und haben schon viele Siege erringen können. Was treibt Sie an?
Ich bin sehr selbstdiszipliniert und mein größter Kritiker. Ich habe sehr hohe Ansprüche an mich selbst. Das und meine Zielsetzungen sind mein Antrieb.
Der Boxsport verlangt dem Körper viel ab – gehen Sie damit an die Grenzen Ihrer Gesundheit oder tut Ihnen das extreme, fast tägliche Training gerade gut?
Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass es immer gesund ist. Grundsätzlich ist mein Training gesund. Ab einem gewissen Leistungsniveau muss man aber auch mal an die Grenzen der Gesundheit gehen, zumindest tue ich das. Zum Beispiel dann, wenn ich trainiere trotz Verletzungen.
Was tun Sie sich und Ihrem Körper Gutes außerhalb der Trainingszeiten?
Ich ernähre mich fast durchgehend gut und gesund, trinke sehr selten Alkohol und rauche nicht.
Sie hatten eine Pause von zehn Jahren und sind dann vor einigen Jahren im Ring wieder durchgestartet – erfolgreicher als zuvor. Was war anders?
Damals war ich noch Amateur und die Pause hatte mehrere Gründe. Der ausschlaggebende Punkt war die fehlende Motivation beim Boxen zu dieser Zeit, da es auch wenig Gegner in meiner Alters- und Gewichtsklasse gab. Ich konnte gedanklich aber nie aufhören mit dem Boxen. Nachdem mich der Gedanke daran aber nie los lies, habe ich mich dazu entschlossen, nochmal anzugreifen und das mit eisernem Willen und reifem Kopf.
Inwiefern sind Sie reifer geworden?
Meine Ansprüche an mich selbst sind gewachsen. Früher war mir vieles egal. Als Boxer brauchen Sie sicherlich keine Angst zu haben, in einer dunklen Straße überfallen zu werden. Gibt es etwas, wovor Sie Angst haben? Ich habe natürlich Angst, dass meiner Familie was passiert. Aber Angst im eigentlichen Sinne habe ich nur vor dem Verlieren, davor, mich und andere zu enttäuschen.
Das Interview ist in der aktuellen Magazin „Mann Oh Mann“ der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V. erschienen.
Fotos: Dentalmedia/Robert Eckart